Am Mittwoch, den 30. Oktober war der Sitzungssaal des Rathauses Jüterbog weit über die vorhandenen Sitzplätze gefüllt. Ursache dafür dürfte u.a. das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an der anstehenden Besetzung der Beiräte und die Teilnahme der Bewerber um die Beiräte selbst gewesen sein.  

Eröffnung der Sitzung
Bereits die Eröffnung der Sitzung erzeugte Diskussionsbedarf, da einen einzelnen Stadtverordneten die Unterlagen aus bisher nicht geklärten Gründen postalisch nicht erreicht haben. Der Stadtverordnete hat einige der Fraktionen und den Vorsitzenden davon unterrichtet und kundgetan, dass er aufgrund dieser Tatsache zu den Tagesordnungspunkten „ Aufstellung Flächennutzungsplan“ und „Teilflächennutzungsplan Windenergie“ nicht abstimmen wolle. Der Vorsitzende der SVV stellte somit fest, dass diese Tagesordnungspunkte in dieser Sitzung nicht behandelt würden. Erik Stohn (SPD) zeigte sich befremdet darüber, dass bei einem derartigen Prozedere ein Stadtverordneter dafür Sorge tragen könne, dass ein Tagesordnungspunkt nicht behandelt wird, zumal dieser Punkt bereits im Bauausschuss Gegenstand der Beratung war, dem der Stadtverordnete ebenfalls angehöre. Falk Kubitza (SPD) bat darum, dass zukünftig alle Fraktionen von einer solchen Tatsache unterrichtet werden, damit diese vor der Sitzung einen identischen Kenntnisstand haben. Herr Raue sah in diesem Punkt keinen Redebedarf und bat darum, Vermutungen über Ursachen zu unterlassen.  

Feststellung der Tagesordnung
Auch die darauffolgende Feststellung der Tagesordnung konnte nicht in gewohnt routinierter Art und Weise abgehandelt werden. Zunächst bat die Fraktion WsJ darum, den von ihr eingebrachten Antrag auf kostenfreien Zugang aller Bürgerinnen und Bürger unter 25 Jahren in die städtischen Museen von der Tagesordnung zu nehmen, da dieser noch nicht hinreichend und abschließend durchdacht worden ist. Dieser Antrag solle dann in der kommenden SVV erneut eingebracht werden. Diesem Antrag stimmten die Stadtverordneten mehrheitlich zu.

Bürgermeister Arne Raue beantragte im Folgenden, den Tagesordnungspunkt „Rahmenkonzept der Stadt Jüterbog Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und erzieherischer Kinder- und Jugendschutz“ vorzuziehen und anstelle des nun weggefallenen Tagesordnungspunktes zu behandeln. Auch diesem Antrag folgten die Stadtverordneten.

Abgelehnt wurde jedoch der Antrag, den Tagesordnungspunkt „Zustellung des Amtsblattes an alle Haushalte“ von der Tagesordnung zu nehmen. Falk Kubitza hatte dies beantragt, da diese Angelegenheit eigentlich laut Beschluss der SVV vom September zunächst an den entsprechenden Ausschusse verwiesen worden ist, was offenkundig nicht geschehen ist. Ronald Schrank (BBJ) zeigte sich darüber verwundert, dass dieser Punkt überhaupt auf der Tagesordnung sei, wenn er doch entsprechend des Beschlusses der SVV dort nicht erscheinen dürfe. Der Vorsitzende der SVV entgegnete knapp, dass er nun mal aufgenommen wurde und demnach entsprechend behandelt werden müsse.

Entsprechend der Umstände um die nicht zugestellten Unterlagen an den einzelnen Stadtverordneten wurde dem Antrag entsprochen, die Punkte „ Aufstellung Flächennutzungsplan“ und „Teilflächennutzungsplan Windenergie“ auf die kommende SVV zu verschieben. Dieses Prozedere verwunderte nicht nur Teile der SVV und der Zuschauer sondern dürfte auch für die extra wegen dieses Punktes angereisten Gäste des zuständigen Planungsbüros, die zu diesem Zeitpunkt bereits eine Stunde der Veranstaltung beigewohnt haben, mindestens merkwürdig und unangenehm gewesen sein.

Bericht des Bürgermeisters
Bevor der Bürgermeister seinen Bericht an die Stadtverordneten beginnen konnte, gratulierte ihm Danny Eichelbaum als Vorsitzender der SVV zu seiner Wiederwahl. Herr Raue nahm dies zum Anlass, auch den neugewählten Mitgliedern des Ortbeirates Kloster Zinna seine Glückwünsche zu übermitteln.

Im anschließenden Bericht stellte er fest, dass alle Großbaustellen der Stadt im Zeitplan liegen.

Einwohnerfragestunde
Herr Baade als Vorsitzender des Fördervereins Kloster Zinna erbat sich vom Bürgermeister eine klärende Aussage darüber, wie die Sanierung des Museums behandelt würde. Herr Raue erklärte erneut, dass es nie darum gegangen sei, die Sanierung des Klosters gegen die Sanierung von Kitas „auszupielen“. Vielmehr ließe es die Finanzlage der Stadt nicht zu, dass wie in den Vorjahren mehrere Großprojekte parallel in Angriff genommen werden. Die Finanzlage sei bei der Beschlussfassung zur Sanierung des Klosters vor gut zweieinhalb Jahren deutlich besser gewesen. Gleichwohl sei es so, dass ein Abbruch des Projektes zum jetzigen Zeitpunkt unvernünftig wäre, da bereits erhebliche Summen in die Planung geflossen seien und ein Abbruch des Vorhabens eine Rückzahlung der Fördergelder zur Folge hätte.

Herr Dielitz dankte für diese klare Aussage. Weiterhin bat er darum, dass den Besuchern der SVV die Tagesordnung in angemessener Weise visualisiert werde, da hierdurch besser nachvollzogen werden kann, von welchen Tagesordnungspunkten die Stadtverordneten sprechen. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde diesem Wunsch entsprochen, da die Tagesordnung in zukünftigen Sitzungen über den im Sitzungssaal installierten Projektor projiziert werden kann.

Frau Härtig bat die Stadt um Unterstützung hinsichtlich der Ausbesserung der Umgehungsstraße der Bauarbeiten am Waldauer Weg. Diese Passage sei zunehmend abgenutzt und stelle mittlerweile eine erhebliche Gefahr für Radfahrer dar und könne auch zu Schäden an Autos führen. Zudem sei die Geschwindigkeit der Fahrzeuge eine Gefahrenquelle. Herr Raue sicherte seine und die Unterstützung der Stadt zu.

Herr Troelenberg lobte mit Blick auf das „Rahmenkonzept der Stadt Jüterbog Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und erzieherischer Kinder- und Jugendschutz“ die Sozialarbeit der Stadt und die damit verbundenen Leistungen, betonte aber auch, dass Sportvereine der Stadt ebenfalls soziale Arbeit leisten würden.

Frau Ewald von der „Alten Försterei“ in Kloster Zinna stellte die Wertigkeit des Klostermuseums mit Blick auf die Wertschöpfung heraus und bat darum, diese bei den anstehenden Entscheidungen im Blick zu haben.

Anfragen der Stadtverordneten
Jaqueline Neumann (BBJ) erinnert an ihre Anfrage aus dem Wirtschaftsausschuss, zumindest den neuen Stadtverordneten eine Schulung über Verfahrensweisen der Stadtverordneten zu geben und bat um einen Termin für diese Schulung. Herr Raue gab an, sich darum kümmern zu wollen.  

Max Theilemann (AfD) berichtete, dass seine Anfrage, eine Übersicht über die Einkünfte des Klostermuseums zu erhalten, nicht bearbeitet worden ist. Auch hier möchte sich der Bürgermeister kümmern. Weiterhin wollte Herr Theilemann wissen, wann die geplanten Workshops zur Bürgerbeteiligung bezüglich der Flächennutzungspläne stattfinden würden und inwieweit die diesbezüglichen Vorschläge der Ortsbeiräte eingearbeitet würden. Der Bürgermeister erläuterte, dass die Vorschläge in den Plan einfließen würden. Durch die nun eingetretene Verschiebung der Beschlüsse seien auch die Workshops zu verschieben. Ebenfalls sei nun eine Information an den neuen Ortsbeirat von Kloster Zinna möglich, da dieser sich demnächst konstituieren würde. Herr Theilemann räumte ein, dass die Zeit zur Einarbeitung der Bürgervorschläge gering sei und er habe Sorge, da ja bereits im vorliegenden Entwurf Einiges falsch laufen würde. Herr Raue wies den Vorwurf, dass Dinge in diesem Plan „falsch“ seien, jedoch entschieden zurück und verwies dazu auf die Expertise der Planungsbüros.

Einen fixen Termin zur Wiedereröffnung der Großen Straße zu benennen – von Alexander Struck (WsJ) gewünscht – lehnte der Bürgermeister ab. Die Baustelle liege im Plan, wonach die Befahrbarkeit der Straße bis Ende des Jahres gegeben sein soll.

Jaqueline Neumann (BBJ) erfragte, inwieweit die Stadt verfügbare Fördergelder des Landkreises für Integrationsleistungen in Anspruch nehme. Der Bürgermeister entgegnete, dass der personelle Verwaltungsaufwand hierfür von der Stadt nicht leistbar sei. Der weiteren Entgegnung von Frau Neumann, dass die Fördergelder gerade auch für Aufstockungen des Personals nutzbar wären, wiegelte Herr Raue mit der Begründung ab, dass das Personal nach Ende der Förderung von der Stadt dann weiter zu finanzieren sei.

Frau Neumann bat ebenfalls um die Genehmigung zur Einrichtung einen Arbeitskreises für das Klostermuseums, um Lösungen für den Betrieb zu erarbeiten. Herr Raue verneinte auch hier entschieden, dass Mitarbeiter der Verwaltung dort tätig werden, eine Eigeninitiative seitens Frau Neumann begrüßte er und wünschte ihr viel Erfolg. Frau Neumann entgegnete, dass ein derartiger Arbeitskreis ohne die Expertise der Verwaltungsmitarbeiter wenig zielführend sei, woraufhin Herr Raue einräumte, einer „maßvollen Beteiligung“ von Verwaltungsmitarbeitern nicht im Wege zu stehen.

Frau Dehn erkundigt sich nach dem aktuellen Stand in der Diskussion um die „Schauburg“. Diesbezüglich sei zeitnah ein Termin zwischen der Stadt und dem Planungsbüro Bruckbauer/Hennen in Betracht gezogen.

Falk Kubitza fragte bezüglich der Finanzlage der Stadt nach, warum diese plötzlich so extrem angespannt sei, der Bürgermeister aber noch kürzlich erklärt habe, dass man trotz fehlender Jahresabschlüsse davon ausgehen könne, dass die Stadt finanziell gut dastehe. Daraufhin erklärte der Kämmerer Herr Wolter intensiv, dass er seit mehreren Jahren eindringlich erklärt habe, dass die Stadt ein ernsthaftes Liquiditätsproblem habe. Bei ihm entstehe nun aktuell der Eindruck, dass dies nicht verstanden worden sei.

Frau Dehn fragte, ob es möglich sei, dass die Flüchtlingshilfe in Zukunft Räume in Jüterbog II nutzen könne, da die aktuell verwendeten Räume vom Vermieter anderweitig genutzt werden sollen. Der Bürgermeister habe davon nach eigener Aussage noch nichts gehört, möchte es jedoch prüfen lassen.

Herr Papenroth bat die Ausschussvorsitzenden darum, dass bei Terminverschiebungen von Ausschusssitzungen alle Stadtverordneten eine Information darüber erhalten, damit sie die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen. Eine kurze Mail an alle sei das einfachste und schnellste Verfahren

Vorstellung  „Rahmenkonzept der Stadt Jüterbog Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und erzieherischer Kinder- und Jugendschutz“
Ein Mitarbeiter von KORUS erläuterte die Arbeitsschritte auf dem Weg zum Präventionsplan der Stadt und äußerte eindrucksvolles Lob für die durch die Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen der Stadt geleistete (Netz-)Werkarbeit, die landesweit einmalig auf diesem Niveau sei. Folgerichtig wurde das Rahmenkonzept einstimmig beschlossen.

Antrag auf dauerhafte Beflaggung des Marktplatzes und des Mönchenkirchplatzes
Die von der AfD eingebrachten Anträge, den Mönchenkirchplatz und den Marktplatz dauerhaft mit den Flaggen der Stadt, des Landes Brandenburg, der Bundesrepublik Deutschland und der EU (auf dem Markplatz) zu versehen, wurden jeweils mehrheitlich, jedoch mit Befristung für ein Jahr, angenommen. Vorausgegangen war eine Diskussion darüber, ob eine ständige Beflaggung nicht eher dazu beitrage, dass die landesbehördlich geregelten sog. Beflaggungstage, welche zur Würdigung für unser Land wichtiger historischer Ereignisse beitragen, durch eine derart „inflationäre“ Verwendung der Fahnensymbolik in ihrer Bedeutung beschnitten werden (Argumentation BBJ und SPD). Die mit den Beflaggungstagen verbundenen für unser Land wichtigen historischen Ereignisse könnten so ein Stück weit aus dem Fokus und in Vergessenheit geraten. (Anmerkung: Die Beflaggungstage sind verpflichtend für Landeseinrichtungen. Die Kommunen hingegen werden per Landesvorschrift lediglich „gebeten“, ihre Beflaggung auch an die Beflaggungstage auszurichten.) Der Antragsteller sicherte zu, die Beschaffungskosten zunächst für ein Jahr zu übernehmen und schlug eine entsprechende Befristung des Beschlusses für eben diesen Zeitraum von sich aus vor.

Während die Wahl und Benennung des Seniorenbeirates und des Sportlerbeirates keine Überraschungen barg und alle Vorschläge von den Stadtverordneten einstimmig angenommen wurden, brauchte es für die Wahl und Benennung des Jugendbeirates aufgrund mehrmaliger Stimmgleichheit einzelner Kandidaten drei Anläufe. Der Jugendbeirat wird sich demnach personell fast vollständig neu konstituieren müssen, da ein Großteil der bisher vertretenen Mitglieder nicht wiedergewählt wurden.
Die Beiräte treten setzen sich nun wie folgt zusammen:

Senioren- und Behindertenbeirat: Marlene Lindner, Margit Stahnke, Renate Rother, Günter Schulze, Astrid Berlien, Peter Hacke, Klaus-Dieter Kühlborn

Sportlerbeirat: Thomas Faber, Elly Neumann-Fabri, Ernst Troelenberg, Steffen Zirnstein, Bernd Hofmann, Veit-Wilko Ilsitz, Eberhard Mertens, Anita Härtig, Melanie Berger

Jugendbeirat: Finn Neumann, Isabell Menschner, Fiona Chantal Becker, Sara Cingöz, Michelle Hafa, HakonMagnus Hofrichter, Jerry Kreuzer, Rebecca Möbius, Emily Sophie Wache, Sophie Szalek

Zu diesem Zeitpunkt war es bereits nach 22 Uhr, womit nach der Geschäftsordnung der SVV das Aufrufen eines neuen Tagesordnungspunktes nicht möglich ist. Somit sind die verbliebenen Tagesordnungspunkte des öffentlichen Teils sowie alle Tagesordnungspunkte des nichtöffentlichen Teils vertagt.